Bericht zum Doktoranden-Workshop der Karl Franzens Universität Graz und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz vom 9. bis 11. Juni 2011 in Mainz:
Vom 9. bis 11. Juni veranstalteten Herrn apl. Prof. Dr. Ludolf Pelizaeus, Historisches Seminar, Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Frau Univ.-Prof. Dr. Gabriele Haug-Moritz, Karl Franzens Universität Graz einen gemeinsamen Workshop in Mainz, bei dem die Doktoranden die Möglichkeit erhielten, ihre Dissertationsprojekte vorzustellen. Diese Veranstaltung setzte eine bereits existierende Kooperation zwischen Mainz und Graz fort, innerhalb welcher im Dezember 2009 ein erster Workshop in Graz stattgefunden hatte.
Diese Begegnung von Doktoranden in unterschiedlichen Stadien ihrer Arbeit sollte außerhalb des universitären Alltags mit seinen Verpflichtungen ein Zeitfenster schaffen für ausführliche Diskussion der Arbeitsentwürfe und darüber hinaus einen Einblick in unterschiedliche frühneuzeitliche Forschungsfelder eröffnen. Daher waren den Vorstellungen von Fragestellungen, Problemen und ersten Ergebnissen der individuellen Projekte als „Sektionseinführungen“ Präsentationen der Forschungsfelder vorangeschaltet. Besonders diese übergreifenden Einführungen waren auch für die interessierten Studierenden, die als Hörer eingeladen worden waren, von erheblichem Mehrwert.
In der ersten Sektion „Umgang mit Nonkonformität im Zeitalter der Konfessionalisierung“ trug Frau Monika Frohnapfel zu Nonkonformität und religiösen Frauen in Spanien vor, während sich Herr Sascha Ziemek mit dem Phänomen des Wolfssegners beschäftigte. Beide Vorträge loteten aus, was als Devianzen zwischen Hochkonfession und Aberglaube verstanden wurde.
Herr Thomas Schreiber, Herr Lukas Lang sowie Herr Daniel Schröder beschäftigen sich in ihren Dissertationen mit Phänomenen von „Herrschaft als kommunikativer Praxis“. Während Herr Schreiber sich mit Supplikationen unter Rudolf II. beschäftigt, widmet sich die Arbeit von Herrn Lang Polizeiprotokollen unter Joseph II. In Hinblick auf Konfliktaustragung zwischen Kurmainz und Kurpfalz gab Herr Schröder anhand seiner Untersuchungen von Korrespondenzen Einblicke in den Bereich „Herrschaft als kommunikativer Praxis“. Die Referenten hoben hervor, dass Herrschaft als ein Aushandlungsprozess zwischen unterschiedlichen Gruppen stattfindet, der seinen Niederschlag in äußerst diversen Schriftquellen findet.
In der Sektion „Mediale Kommunikation im frühneuzeitlichen Reich“ stellte Frau Lisa Allram ihre Magisterarbeit zu zeitgenössischen Flugblättern des Falls Oppenheimer vor. Es schloss sich die Präsentation von Frau Stephanie Moisi zum Politischen Lied an, gefolgt von Frau Alexandra Rohschürmann, die den Nachrichtentransfer von Frankreich ins Reich anhand von flugpublizistischen Quellen zu den Französischen Religionskriegen untersucht. In dieser Sektion standen die mediale Vermitteltheit von historischen Ereignissen sowie deren zeitgenössische Rezeption im Vordergrund.
Abschließend gab Herr Fernando Perez Godoy unter dem Titel „Rezeption und Transmission politischer Vorstellungen zwischen dem Heiligen Römischen Reich und Lateinamerika“ einen Einblick in die interdisziplinäre ideengeschichtliche Forschung am Beispiel Chiles.
Im Verlauf der Veranstaltung konnten zudem – entlang der vier Sektionen – übergreifende Fragen zu Theorien und Methoden diskutiert werden.
Im Rahmen des gemeinsamen Workshops gab es auch die Möglichkeit, die geknüpften Kontakte im Sinne einer Verstetigung des Austausch Mainz-Graz zu intensivieren.
Am Folgetag schloss sich eine Exkursion an, welche die in den Arbeitssitzungen gewählten Schwerpunkte durch die Besichtigung von Mainz (Dom, Marktplatz; Museum für Druckkunst) und eine Fahrt an der Mittelrhein vertiefen konnte. Dabei war es besonders wichtig, durch die Fahrt im Mittelrheingebiet, Konflikte um (eng benachbarte) Herrschaft, vormalige Landesgrenzen sowie Kommunikationswege und ihre Bedeutung sehen und erleben zu können.
Die Kombination von Tagung und Besichtigung, die schon in Graz erfolgt war, soll auch für eine weitere ähnliche Austauschveranstaltung beibehalten werden.
Wir danken den Freunden der Geschichtswissenschaften an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz für die wichtige Unterstützung dieses für alle Beteiligten förderlichen und gewinnbringenden Austausches.
Mainz, 9.7.2011