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Der Film „Keine Kameraden“ von Beate-Lehr-Metzger ist der wohl erste deutsche Dokumentarfilm, der der Behandlung sowjetischer Kriegsgefangener im Deutschen Reich durch die Wehrmacht gewidmet ist. Der Film ruft das Schicksal sowjetischer Kriegsgefangener des Zweiten Weltkriegs, die zur Zwangsarbeit nach Deutschland transportiert worden waren, ins Gedächtnis. Durch die Blitzkriegsstrategie des NS-Regimes machte die Wehrmacht in den ersten Monaten nach dem Überfall auf die Sowjetunion rund 3,5 Millionen Kriegsgefangenen. Aufgrund von Unterernährung, Unterkühlung, Typhus, Misshandlungen und gezielten Tötungen waren im Februar 1942 rund 2 Millionen von ihnen bereits tot. In ihrem Film zeichnet Lehr-Metzger am Beispiel zweier Kriegsgefangener auf Langeoog – Nikolai Kurilow und Boris Scharapow – diese Geschichte nach, um so gemeinsam mit Zeitzeugen und ihren Familien sowie Historikern an das Sterben der sowjetischen Kriegsgefangenen zu erinnern. Der Titel des Films geht auf das gleichnamige Buch des Historikers Christian Streit zurück, der gemeinsam mit Regisseurin Beate Lehr-Metzger im Anschluss an die Filmvorführung an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz für eine Podiumsdiskussion zur Verfügung stehen wird.
Die öffentlich-rechtlicher Sender weigern sich bislang diesen Film zu senden. Frau Lehr-Metzger, die Regisseurin, war trotz dieser schwierigen Situation bereit, ihren Film auf dem Campus der JGU zu zeigen und zur Diskussion zu stellen; und sie brachte Dr. Christian Streit mit, der sie wissenschaftlich unterstützte und schon 1978 die erste Studie über die Behandlung sowjetischer Kriegsgefangener im Deutschen Reich durch die Wehrmacht vorlegte – die wohl erste große Arbeit, die sich dezidiert Verbrechen der Wehrmacht widmete.
In der Diskussion nach dem Film mit Frau Lehr-Metzger und Herrn Dr. Streit sind wir vor allem der Thematisierung dieses Wehrmachtsverbrechens im öffentlichen Raum, insbesondere auch in der filmischen Umsetzung, nachgegangen.
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