Der Zweite Platz hat auch viele Stärken und hat uns mit seiner Farbintensität wirklich geflasht. Solch einer Serie ist die Aufmerksamkeit gewiss, an diesen Bildern von Herrn Heine, Herrn Sporenberg und Frau Vogel geht man nicht einfach vorbei.
Worauf uns die Werbeexpertise unserer Jury, Frau Giegerich, aufmerksam machte, war dass das Thema der Posterserie das aktuelle Werbemotto der Stadt Mainz aufnimmt, dass zumindest die aktuelle Webkampagne dominiert, das aber im Stadtbild nicht sichtbar ist: „Wissen im Herzen“.
Herzlinie und Puls verweist nicht nur auf das Schlagen des Herzens für eine Sache, die Universität, es bildet ab, was man mit „am Puls der Zeit“ meint, Forschend und Kritisch das Zeitgeschehen begleitend, aber auch durch Eingriffe, ob am offenen Herzen oder nicht – auch wenn die verbalen Botschaften auf den Poster ein wenig sehr reißerisch-werbend und ein bisschen süßlich-schmalzig wirken, sie stehen im spannungsreichen Kontrast zu drei Aspekten der bildlichen Gestaltung, die die Kohärenz der Posterserie ausmachen.
Es ist zum einen der Farbverlauf, der die ältere Generation, zu der ich mich auch zähle, an die Farbenpracht der Suhrkamp-Edition erinnert, die die geballte Ladung intellektueller Auseinandersetzung der 70er und 80er Jahre geprägt hat.
Es ist aber auch ein Farbverlauf, der an den Wasserfarbkasten der Kinder erinnert, ebenso wie an die Regenbogen.
Diesen Aspekten der graphischen Assoziation zu Medizin, Kunst und Naturwissenschaften, und geistesgeschichtlichem intellektuellen Habitus der Nachkriegszeit verbunden ist eine Serie von Fotos, die auf den konkreten Raum verweist, in dem dies alles stattfand und stattfindet.
Die Komposition besticht, immer ein Bild mit dem was Statik präsentiert, Immobilien, auch wenn auf fast allen durch die Menschen, die in den Aufnahmen präsent, auch ein dynamische Element dazu kommt.
Immobilien oben, dann Mobilität Vorwärtsbewegung durch die Lebenskurve, die graphisch sehr geschickt umgeformt ein JGU Logo in sich birgt, darunter die plakativen Sprüche, alle mit dem 70 Jahren verbunden.
Auch wenn uns die Komposition insgesamt und die Auswahl der Fotos im Detail überzeugt haben, es ist die Farbgebung dieser Fotos, die die Jury nicht nur problematisch fanden, sondern von einigen sogar als störend empfunden wurde.
Die Gesamtoptik irritiert, aber nicht im Sinne eines störenden Hinterfragens, sondern mehr, ob hier möglicherweise nicht ausversehen und ungesteuert die Farbverläufe des Gesamtbildes auf die Fotos abgefärbt habe.
Dennoch – ein insgesamt Ergebnis, dass in den Bann zieht, dass phantasievoll das Wettbewerbsmotto umgesetzt hat, professionell, gut durchdacht und raffiniert komponiert.
Die Mottobegriffe, die über der Dokumentation zur Serie mit eingereicht wurden lauten „Gemeinschaft, Identität, Vielfalt, Innovation, Fortschritt, Beständigkeit, Werte“
Wir die Jury dachten uns, dass dies das Ergebnis eines Brainstormings war, dass wie bei Werbeprofis üblich, die Fixpunkte formulieren sollten, die als Gesamtbotschaft zwar nicht explizit aber implizit transportiert werden sollten.
Das ist den dreien gelungen – herzlichen Glückwunsch, Clara-Sophie Vogel, Florian Heine, Simon Sporenberg.
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